Schwabengulasch
Mein Freund Jan wohnt nicht in Schwaben, dafür aber in Brackwede. Das ist so wie’s klingt. Irgendwie schon Stadtteil von Bielefeld, gehört aber eher zu Ikea. Der typische Schwabenauswanderer folgt der Maxime „go south young man“ um dem schwäbischen way of life nachzujagen, dem gierigen Streben nach immer mehr Geld und Erfolg. Jan ist da anders. Er zog aus romantischen Gründen nach Brackwede. Seine Wohnung Nähe Nordpark wurde der Liebe wegen verlassen. Der Wechsel war abrupt: Aus der Single-Behausung in die von den Eltern der Freundin erworbene Eigentumswohnung. Das evoziert natürlich sogleich ein Panoptikum an Zukunftsvisionen, irgendwo zwischen Schrankwand und Sterbeversicherung und leise im Ohr hört man the Verve.
Alle Exilanten finden sich irgendwann erst ab und dann ein in die neue Umgebung. So vermisste Jan alsbald nicht mehr sein grünes Sofa, sondern freundete sich mit der cremefarbenen Polsterlandschaft an, die ja auch nun wirklich gemütlich war. Gar nicht sooo schlecht in Brackwede - hier hat der Weltschmerz wenigstens ein Zuhause.
Aber Jan sprach durchaus vom Wegziehen, „irgendwann nach der Diss“. Diese rhetorische Figur, die normalerweise eine undefinierte Zeitspanne umschreibt, ist mir wohlbekannt… Allerdings besteht ein feiner Unterschied: Jan hat tatsächlich vor kurzem „abgegeben“, wie es im Uni-Jargon so schnöde heißt. Entsprechend wäre er nun an der Reihe gewesen mit der großen weiten Welt. Doch weil es bei der Ortsvergabe in der Schicksalsschlange eben nicht nach Reihenfolge geht, hat stattdessen seine Freundin jetzt auf einmal einen ziemlich coolen Job in Rotterdam.
Ich war vor ein paar Jahren (bevor ich nach Schwaben zog) mal ein paar Tage in Rotterdam. Ich kann mich an eine Hafenrundfahrt, marokkanische Restaurants, interessante Kneipen und viele Schiffe erinnern und dass ich damals dachte „ein bisschen wie Hamburg, nett eigentlich“. Das sagte ich auch sogleich zu Jan, nur um zu erfahren, dass dieser Hamburg leider so gar nicht leiden kann.
Und die Moral von der Geschicht: Von Orten wie Brackwede und Landstrichen wie Schwaben kommt man nicht so leicht los. Wegziehen tun immer nur die anderen. Und nicht mal eine schlaue Person wie Jan, der ja nun bald Doktor ist und außerdem Experte für die Fiesigkeit des Universums, hat das kommen sehen. Wie es scheint schreibt das Leben ständig an absurden Geschichten zum Amüsement des gar nicht mitleidigen Freundeskreises….
Achja, Jan schrieb auch und zwar eine E-Mail:
"@Steffi: Bevor aus "Schwaben-Gulag "Schwaben-Gulasch" wird - zieh einfach wieder in den Norden, OK?“
Würd ich gerne machen, Jan! Aber Du weißt selbst, dass das nicht so einfach ist…
Alle Exilanten finden sich irgendwann erst ab und dann ein in die neue Umgebung. So vermisste Jan alsbald nicht mehr sein grünes Sofa, sondern freundete sich mit der cremefarbenen Polsterlandschaft an, die ja auch nun wirklich gemütlich war. Gar nicht sooo schlecht in Brackwede - hier hat der Weltschmerz wenigstens ein Zuhause.
Aber Jan sprach durchaus vom Wegziehen, „irgendwann nach der Diss“. Diese rhetorische Figur, die normalerweise eine undefinierte Zeitspanne umschreibt, ist mir wohlbekannt… Allerdings besteht ein feiner Unterschied: Jan hat tatsächlich vor kurzem „abgegeben“, wie es im Uni-Jargon so schnöde heißt. Entsprechend wäre er nun an der Reihe gewesen mit der großen weiten Welt. Doch weil es bei der Ortsvergabe in der Schicksalsschlange eben nicht nach Reihenfolge geht, hat stattdessen seine Freundin jetzt auf einmal einen ziemlich coolen Job in Rotterdam.
Ich war vor ein paar Jahren (bevor ich nach Schwaben zog) mal ein paar Tage in Rotterdam. Ich kann mich an eine Hafenrundfahrt, marokkanische Restaurants, interessante Kneipen und viele Schiffe erinnern und dass ich damals dachte „ein bisschen wie Hamburg, nett eigentlich“. Das sagte ich auch sogleich zu Jan, nur um zu erfahren, dass dieser Hamburg leider so gar nicht leiden kann.
Und die Moral von der Geschicht: Von Orten wie Brackwede und Landstrichen wie Schwaben kommt man nicht so leicht los. Wegziehen tun immer nur die anderen. Und nicht mal eine schlaue Person wie Jan, der ja nun bald Doktor ist und außerdem Experte für die Fiesigkeit des Universums, hat das kommen sehen. Wie es scheint schreibt das Leben ständig an absurden Geschichten zum Amüsement des gar nicht mitleidigen Freundeskreises….
Achja, Jan schrieb auch und zwar eine E-Mail:
"@Steffi: Bevor aus "Schwaben-Gulag "Schwaben-Gulasch" wird - zieh einfach wieder in den Norden, OK?“
Würd ich gerne machen, Jan! Aber Du weißt selbst, dass das nicht so einfach ist…
stefanie - 22. Feb, 13:10
Norden?
Steffi, was soll denn der letzte Satz bedeuten? Du willst doch wohl nicht wirklich das schwaebische Grossstadtflair verlassen. Wer ist denn dann noch da, wenn ich komme? Oder meintest Du mit Norden Stuttgart?
Bis bald im Laendle,
Der Pendler-Schwabe