Montag, 11. Juni 2007

Nackt an der Ostsee

In der aktuellen Ausgabe des "Spiegel" lese ich, dass die virtuelle und die reale Welt immer mehr verschmelzen und man selbst im Second Life nicht mehr vor Kriminellen sicher ist. Bei einem virtuellen Immobiliengeschäft ist ein Mann um ganz reale 400 Euro betrogen worden und der Avatar einer Frau wurde sexuell belästigt.
Ich verstehe das nicht: Reale Welt? Seit zwei Tagen bin ich aus dem schönen Schneesportblog raus und stecke wieder im Schwabengulag. Aber, was soll´s? Man muss immer das Positive sehen - und das sind im Schwabenland natürlich die Brezeln.
Also gehe ich in eine Bäckerei. Es ist eine jener modernen Bäckereifilialen mit frisch gewischtem Boden, Halogenscheinwerfern, Diabetikerecke und Lottoannahme; blitzaufgeräumt und aromatisch duftend. Vor mir wird eine Hochschwangere bedient. Hochschwangere sind gemeinhin etwas langsam. Aber Hochschwanger und Schwäbin und Bäckerei - das geht, wie heutzutage oft so gesagt wird: "gar nicht".
Die Dame schnüffelte von der salzigen in die zuckrige Ecke, bestellte einen Cappuccino zum Mitnehmen (was bei mir die vergebliche Hoffnung nährte, sie trage sich mit dem Gedanken, tatsächlich demnächst zu gehen), ließ sich dann noch ein Mineralwasser auf die Theke stellen und entschied sich letztlich für ein Stück Erdbeertorte, das sie sich anschließend kompliziert in drei Teile schneiden ließ (wobei ich mir wiederum dachte: "Das Kind ist doch noch gar nicht da?").
Endlich kam sie doch noch zu einem Ende, bezahlte, bedankte sich bei der Verkäuferin, und dann fiel der Satz, der mich schockierte und aus meinen Überlegungen riss, welche der vier sorgsam hinter dem Tresen drapierten goldbraunen Brezeln wohl am leckersten sein würde: "Ich danke Ihnen ganz genau", sagte die Verkäuferin. ich wollte mich schon einmischen und sagen: "Na, das wäre ja noch schöner", besann mich in letzter Sekunde dann aber doch noch eines Besseren. Niemand hätte der blitzgescheiten Verkäuferin unterstellen können, dass sie ungenau danke. Aber warum sagt sie das so: "Ich danke Ihnen ganz genau"?
Und dann noch in einem derart servilen Tonfall? Das wäre in meiner Berliner Stammbäckerei undenkbar: "Dit heeßt Schrippen und nich Brötchen, wa", werden dort auswärtige Kunden immer wieder belehrt.
Das bringt mich auf eine andere Geschichte, die ich heute in der "Süddeutschen Zeitung" über einen Schwaben in Mecklenburg gelesen habe. Wobei ich vorweg meiner Verwunderung darüber Ausdruck verleihen möchte, dass sich ausgerechnet die "Süddeutsche" über süddeutsche Mundart lustig macht: Der junge Mann, ein Globalisierungsgegner, der aus Protest gegen den G8-Gipfel in den Norden gereist war, hatte dort folgendes Abenteuer zu bestehen:

"[...] Ein wenig verlegen äugt Steffen rüber zu dem älteren Paar, das ein paar Meter weiter nackt auf säuberlich ausgebreiteten Tüchern liegt. `Das mit den Nackten ist schon erstaunlich hier an der Ostsee´, sagt er. Das heißt: Natürlich sagt er es nicht so, sondern auf Schwäbisch. Wir haben ihn ein wenig verhochdeutscht, so wie wir ihm vorhin in Martha´s Café ein wenig geholfen haben. Seine Bestellung - zwei Schokokringel mit Vanillefüllung, eine Latte Macchiato - drohte daran zu scheitern, dass auf der anderen Seite des Tresens ein Mädchen stand, das nur Mecklenburgisch beherrscht [...]."

schwabengulag

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