Donnerstag, 30. August 2007

Klimaschwein haben’s schöner!

Eigentlich ist Urlaub ja eine feine Sache. Ich bin trotz meiner preußischen Aufzucht sogar ein echter Urlaubsfan. Neuerdings machen meine Urlaube aber ein Tief durch. Ja, das hat sicher auch mit dem Alter und der Figur und den ersten Falten und der Arbeit, die zu Hause wartet, zu tun. Aber ich glaube, wir im Schwabengulag sind – mal wieder - einem Phänomen auf der Spur, das bald auch global gesehen ein echtes Problem darstellen wird. Urlaub im Zeichen des Klimawandels.

Klima, also Wetter, wie man früher noch so salopp sagte, das ist die Sache, um die sich mein Kollege Chris große Sorgen macht. Also besser gesagt, der Klimaschutz. Der Chris ist übrigens gerade für eine Woche nach Chicago gejettet. Machen ja viele Klimaschützer, scheint nichts dabei zu sein. Schlimm dagegen sind die vermeidbaren Flüge. Hab ich in vielen Vesper-Pausen gelernt. Und auch wenn ich mit Reljon ja nicht so viel am Hut habe, Predigten scheinen irgendwie einen mystischen Einfluss auf mich zu haben. Dieses Jahr hätte ich jedenfalls für mein grünes Gewissen in Sachen Urlaubsplanung mindestens mal eine DAV Gedenkplakette an einem angesichts meines Ökocharmes dahinschmelzenden Gletscher verdient.

Letzte Woche ging es nach Meran und zwar per Pedes, wie die Lateiner sagten, als sie damals noch kein Flugzeug hatten. E5. Das ist keine lustige Tablette, sondern ein Wanderweg von Oberstdorf nach Meran. Wie ja leider viele Ausflüge in die Berge endete auch dieser tragisch. Ich verpasste am letzten Tag glatt einen Gang des 5Gänge-Menüs und machte beinahe Bekanntschaft mit der Bergwacht. Beinahe wäre an den meisten Tagen auch die Sicht gut gewesen und ebenfalls beinahe hätte ich die Ötzi-Fundstelle besucht.

So ein echter Urlaubsfan wie ich das bin, lässt sich von solch kleinen Kalamitäten natürlich mitnichten aus der Ruhe bringen. Neuer Urlaub, neues Glück. Der E5 kommt eigentlich in Venedig raus, also breche ich eine knappe Woche später wieder auf – alle Zeichen stehen auf Urlaub, ich habe ein gutes Gefühl!

Nur die Arbeit, die lästige, muss ja auch irgendwann erledigt werden. Und daher, wollte ich – Preußin eben - meinen Urlaub um einen Tag verkürzen. Zu diesem Zweck ging ich heute, am Abreisetag, zum Bahnhof an den SCHALTER. So ähnlich wie DB-Schalter stelle ich mir übrigens immer den eisernen Vorhang vor. Man möchte wohin, aber man kann einfach nicht vorbei an der schmallippigen Grenzerin undefinierbaren Alters, bebrillt, mit Oberlippenbart. Denn die sagt zackig „Nein!“. Mein Exemplar sagte das gleich mehrmals und auch Sachen wie: „Internet, das happ ich nicht, kenn ich nich, soo Onlinetickets, die tauschi it um, die gehn mi it an!“. Und wieder: „Nein!“. Was ist schlimmer als DB-Schalterbeamte? Richtig, schwäbische DB-Schalterbeamte.

Gut, ich löste dann mal fürs erste („Hauptsache weg!“) einen Fahrschein nach München. Immerhin war der Drachen so gütig, mir selbigen auszustellen und mich auf eine frühere Verbindung hinzuweisen, damit ich mehr Zeit zum Umsteigen hätte. Ich also, artig „Danke für Garnix“ und rein in den Milchkannenexpress. Und klar, wenn die eigentlich kulturell aufgeschlossene Pendlerin die schwäbische Mundart kurzfristig mal verflucht, kann sie davon ausgehen, dass es gleich sofort viel, viel schlimmer wird. Und so tönte es, kaum war ich eingestiegen, auch prompt durch den Zug: „Gooten Tooch, dat Faaaschein biddeschööön!“
Und man denkt an die kleine Meerjungfrau, wie sie ihre Zunge verkaufte und nie mehr sprechen konnte und überlegt, ob sich für so etwas wohl ein Spendenfonds einrichten ließe –schweigende Schaffner, eine bessere Welt, als plötzlich, in Plochingen: „He Sie! Sie da! Sie, wollnse etwa über Stuttgart fahn? Ja, da müssetse nachzahle!“

Ich formulierte, so gelassen es mir in meiner aufgekratzten Urlaubsstimmung möglich war, den Einwand, dass ich eine Fahrkarte für eine Verbindung um 19.00 über Stuttgart nach München am DB-Schalter gelöst hätte. Und zur Sicherheit und auch weil ich aus Gründen, auf die ich nicht näher eingehen wollte, etwas überpünktlich war, hätte ich nun einen Zug 20 Minuten früher gewählt, der mir mehr Zeit zum umsteigen ließe…. Auf Empfehlung der DB-Schalterbeamtin, die offenbar aus demselben Genpool geschüttelt worden sei wie mein Gegenüber. Das Cleverle gab sich nicht geschlagen: „Jaaa, der annere Zuch, der hätt ja nicht in Plochingen gehalte, da könnse ja nicht in Plochingen aussteige. Aber der hier der hält ja in Plochingen. Da müssense jetzt einen Zuschlag zahlen! Oder sofort raus!!“ Ich freundlich: „Sie spinnen!“. Er: „Na, dann machen se wasse wolln.“ Ich glaube, diese Replik hatte er sich nicht reiflich überlegt.

Ich machte dann doch nicht, was ich wollte, aber ich blieb immerhin im Zug sitzen. Unbehelligt bis Stuttgart. Wie es im Münchner Internetcafé mit dem Online-Ticket weiterging, wie ich schließlich in Venedig ankam, wie der Urlaub mit Jakob so war – all das erfahren die Gulag-Leser bei meiner Rückkehr!

An dieser Stelle werfe der geneigte Leser stattdessen einen Blick auf meine Ko-Autorin: Was tat Birgt unser Billigfliegerflittchen denn eigentlich am Tage meiner Urlaubsantrittstortour? Nun, sie verließ pfeifend auf den Klimaschutz um zwei Uhr das Büro und war um kurz nach vier schon wieder online in ihrem Berliner Domizil. Das habe ich per ICQ genau verfolgt. Klimaschweine haben’s eben schöner.

Virales Marketing

Ein Content-Vorschlag unseres Praktikanten Felix, der uns leider am Freitag verläßt. Dann spätestens muss Stefanie wieder ran!


Link: sevenload.com

Schwäbische Monologe

So langsam wird's im Schwabengulag richtig eintönig. Insbesondere der sonst doch so eloquenten Stefanie, scheint es die Sprache verschlagen zu haben. Ob es damit zusammenhängt, dass ich am Montag den Mindelheimer Klettersteig gegangen bin?

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