Dienstag, 4. September 2007

Bahnfahren kann so sexy sein.

Nicht, dass nach meinem letzten Posting ein falscher Eindruck entsteht: Es gibt Dinge, die liebe ich beim Bahnfahren. An erster Stelle steht ganz klar das Bordbistro, diese Oase des schlechten Geschmacks und der guten Stimmung! Dort arbeiten die Helden der Züge. Sie fluchen wie die Bierkutscher, brüllen ins Telefon: „Hier ist alles im Arsch, Zapfanlage im Arsch, Kühlung im Arsch, Kasse total im Arsch, als nächstes entgleist die Scheiß-Kiste noch!“ und knöpfen einem dann mit einem Lächeln das letzte Geld für pappige Brötchen und warmes Bier ab. Bei ihnen kauf ich beides gern. Und überhaupt das Warenangebot! Hier gibt es wahlweise Milchkaffe oder Alkohol und dazu die Süddeutsche. Dinge, mit denen ich es auf einsamen Inseln doch recht gut aushalten könnte.

Außer dem Bordbistro steh ich noch auf Nachzüge, weil ich mal in einem Nachtzug nach Paris einen Ami aus New York kennen gelernt habe, den ich letztes Jahr dort auch besuchen durfte. Nur ein Teil des Weges ließ sich dabei mit der Bahn bewältigen. Hier ein Tipp für Gulag-Leser: Das Wörtchen „Fuck“ ist bei der Passkontrolle am New Yorker Flughafen nicht gern gehört. Die Jungs von der Homeland Security benehmen sich zwar wie an der (Heimat-)front, sind aber zumindest sprachlich recht sensibel.

Was außerdem toll ist bei Nachtzügen: Man kann sie umbuchen! Ganz kurzfristig bis zwei Tage vor der Abreise! Angeblich geht das online über die Rubrik „Meine Nachtzugreise. de“. Tatsächlich geht es– zumindest von Montag bis Freitag – unter der Telefonnummer 0231/729-3399. Das haben wir am letzten Tag in Venedig noch herausbekommen und weil es sich um ein eigenständiges DB-Tochterunternehmen handelt, wurden wir ganz unbürokratisch umgebucht.

Als progressive Bahnfreundin bin ich zudem sehr für eine Transrapidstrecke Tübingen–Bielefeld und bis es soweit ist, vergöttere ich den ICE-Sprinter zwischen Frankfurt und Köln. Es ist mir meistens egal, dass Fliegen billiger und schneller ist und GermanWings Promiklatschblätter und nette kleine Geschenke verteilt. Ich lass mich nicht kaufen! Verspätungen sehe ich als Kurs in Sachen Lässigkeit und Coolness. Ab 30 Minuten kann man die Bahn-Anfänger besonders leicht beeindrucken.

Aber da gibt es eine Sache, die mich kränkt. Die DB hat mich zur „Comfort-Kundin“ erkoren (die bei der DB wissen offenbar nicht, wie sich Komfort schreibt, ich stelle mir da ein lustiges TopManager-Meeting vor – „Kommtvor, ja wie schreibt man des?“, „Bestimmt mit C, ist was Ausländisches!“). Ich bin bei Rechtschreibung und Grammatik nicht pingelig und habe mich sehr über den künftigen „Comfort“ gefreut. Schließlich wird nur wenigen Sterblichen diese Ehre zu Teil. Ich bekam eine silberne Bahncard, die mich jedem Schaffner gegenüber auf den ersten Blick als Comfort-Kundin ausweist. Irgendwie hatte ich gedacht, ich sei nun so was wie ein Promi im Rot-weißen Bahncard-Alltag der Schaffner. So dass ich auch in überfüllten Zügen einen Sitzplatz bekäme. So dass vielleicht die Schalterdrachen freundlicher sind (wobei die Automaten tatsächlich ein wenig flotter machen). So dass ich in der DB-Lounge Kaffee trinken könnte (Aufenthalt hat man meistens da, wo eine Lounge noch auf ihren Launch wartet), Die DB hat mich eine olympische Lektion gelernt: Mit dem Komfort ist es wie mit dem Urlaub – dabei sein ist alles!

schwabengulag

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