Der Schwabengulag hat noch eine weitere Besonderheit, die eigentlich so gar nicht zu einem Arbeitslager passt: Man wird fett. Dass ich wenigstens meine Frisur selbst bestimmen darf - in einem Gulag auch nicht so selbstverständlich - tröstet mich da wenig, auch nicht der Umstand, dass es meinen Kolleg/innen teilweise ähnlich ergeht.
Damit aber nicht genug, gestern wurde ich von einem stark übergewichtigen Familienmitglied darauf angesprochen: "Sag mol Birgit, hoschdt a baar Kilo zug'nomme? Des stoht Dir fei viel besser. De siehscht irgendwie liablicher aus." Diese hinterhältige Schmeichelei traf mich ins Mark. Selbstredend ist fortan eine strenge Diät angesagt.
Was mich an der Geschichte besonders ärgert: Jüngst hatte ich vor, einer zeitweiligen Kollegin ein ebenso boshaftes Kompliment zu machen. Diesen Plan verwarf ich jedoch wieder, weil man so eine Gemeinheit schließlich auch als Mobbing auslegen könnte.
Das bringt mich zu einer theologischen Überlegung am Morgen: Sollte sündigen - wenn auch nur in Gedanken - tatsächlich strafbar sein? Und wenn wir schon dabei sind: Welche Strafe wartet auf Bernhilde? Ich plädiere auf verlängertes Fegefeuer!
birgit_in_schwaben - 22. Aug, 07:47
Zugegebenermassen haben wir - ganz untypisch für einen Gulag - sehr schöne Arbeitsräume in unserem Institut. Mein Zimmer weist zu einem kleinen Bächlein, dahinter liegt ein Parkplatz des Studentenwerks und das dazugehörige Studentenwohnheim. Der grünen Lage verdanke ich so manche Beobachtung. Im Frühjahr kommen öfter mal Stockenten bis unter mein Fenster und wir hatten eine ganze Weile eine Bürokatze namens Naomi. Im Moment spiele ich mit dem Gedanken, die jungen Elstern zu zähmen, die Tag für Tag vor meinem Fenster herum hüpfen. Aber um solche Sprünge soll es in diesem Blogeintrag nicht gehen. Berichten wollte ich vielmehr von der neuerdings in Kraft getretenen Parkplatzbewirtschaftung in der Strasse vor dem Institut und den damit verbundenen Kapriolen sparsamer Autofahrer.
Früher war es mitunter schwierig, einen Parkplatz vor dem Haus zu bekommen. Seitdem abkassiert wird, ist die Strasse jedoch wie leer gefegt und damit wären wir bei einem schwabenrelevanten Thema angelangt: der viel beschworenen Sparsamkeit. (Schwabengulag berichtete:
http://schwabengulag.twoday.net/stories/4040580/.) Die Parkplatzbewirtschaftung führte jedenfalls nicht zu einer höheren Nutzung des Personennahverkehrs, wie vielleicht so mancher Klimaschützer zu hoffen wagte. Der Schwabe fährt weiterhin mit seinem heiligen Blechle zur Arbeit. So manches Cleverle weicht aber auf den hinter dem Institut gelegenen Parkplatz des Studentenwohnheims aus. Um zum Institut, zum nahegelegenen Regierungspräsidium oder zur Polizei zu kommen, muss man entweder einen längeren Umweg gehn oder man wagt den Sprung über das Bächle.
Gerade hab ich wieder so einen Kandidaten gesehen. Erst trippelte er unentschlossen hin und her, ging ein paar Schritte zurück, um Anlauf zu nehmen. Dann bemerkte er leider, dass er von mir beobachtet wurde. Ich lächelte ihm aufmunternd zu, zumindest war das meine Absicht. Gleichwohl besann sich der Herr eines Besseren und zog angesäuert von dannen... Schade eigentlich, angesichts des beachtlichen Bierbauchs, wäre der Sprung bestimmt sehenswert gewesen. Eine Kamera hatte ich aber ohnehin nicht parat, so dass sich die Leser des Schwabengulag mit dem Foto von Naomi begnügen müssen:

birgit_in_schwaben - 20. Aug, 11:52
Stefanie und Christian sind heute zum wandern gefahren und haben mich allein zurück gelassen. So richtig kann ich mich nicht beklagen, mir wurde durchaus angeboten mitzukommen. Angesichts drohender Familienfestivitäten (heute Tante Fränzes 91.Geburtstag, am Sonntag Gartenfest mit 60 Gästen) war das ein wirklich verlockendes Angebot...
Erschwerend kommt hinzu, dass es hier im Büro sprichwörtlich zum Himmel stinkt. Gestern noch roch es nach Backsteinkäse, heute ist der Geruch undefinierbar, dafür nicht weniger penetrant. Als letzten Gruß sandte mir Christian noch eine humorige Mail mit einem Interpretationsversuch: Er und Stefanie tippen auf Verwesungsgestank und vermuten eine tote Ratte im Aufzug des Gebäudes.
Toll! Und nu sind sie weg!
birgit_in_schwaben - 17. Aug, 07:17
Vielleicht sind wir unseren geneigten Lesern doch eine kleine Erklärung zu unserem Sommerloch schuldig. Es ist nämlich keineswegs so, dass wir uns mittlerweile famos assimiliert hätten oder auch nur abgefunden mit unserer schwäbischen Zwangsheimat. Wir haben auch keine neuen Jobs in Berlin und Bielefeld gefunden.
Eine schlimme Sommerdepression ist Grund für das Schweigen. Angefangen hat alles im Juni. Wir wurden zwei Tage lang mit so genannten E-Learning-Spezialisten zusammen gesperrt. An dieser Stelle möchte ich Stefanie noch einmal ausdrücklich dazu auffordern, ihren Erlebnisbericht zum Event zu posten. Kollateralschäden durch schwäbische Bauarbeiter an meinem R19 waren im Juli zu beklagen und die schlimmste Zumutung wartet noch auf uns: ab Herbst sollen wir ein schwäbisches Landespordäle bauen.
birgit_in_schwaben - 15. Aug, 16:27
Auf dem Weg vom Flughafen nach Tübingen konnte ich im Bus ein Gespräch von Eingeborenen belauschen: "Erscht letschdens hot der Bus doch glatt zwoi Minutten Verschpätung g'het", berichtete ein Fahrgast aufgebracht. Seine Gesprächspartnerin pflichtete bei und setzte noch einen drauf: Im Ton tiefster Entrüstung prophezeite Selbige, dass diese Zustände zunehmend zur Regel würden. Der Bus heute sei zwar mal pünktlich, dies sei aber einzig und allein dem Umstand zuzuschreiben, dass gerade Ferien im Ländle sind.
Das ist in der Tat ein kleiner Trost, auch bei uns im Büro ist grade so manche Nervensäge verreist. Trotzdem hätte ich mich beinahe in das Gespräch eingemischt. Grundübel ist nämlich nicht, dass der Flughafenbus mal 2 Minuten Verspätung hat. Vielmehr ist es absurd und schreit geradezu zum Himmel, dass ein Bus, der sich auch noch "Airportsprinter" schimpft an jeder Milchkanne zwischen Flughafen und Tübinger Hauptbahnhof hält. Und - man sehe mir diese Spitzfindigkeit nach - gerade an einer solchen sind die Beiden eingestiegen! Meinetwegen hätte man die da gerne stehn lassen können...
birgit_in_schwaben - 14. Aug, 15:36
Bevor sich die geneigten Leser (Hallo Felix und Martin!) wieder über mangelnde Schreiberei beschweren: Birgit zumindest schweigt nicht unentschuldigt, sie hat "Schwaben". Die Krankheit ähnelt von den Symptomen her zum Verwechseln dem gefürchteten Syndrom "Dresden bei Nacht ohne Hotel“ (kurz „Noscho“). Pendler-Amateure könnten es auch leicht für eine ordinäre Migräne halten. Zur Aufmunterung hole ich aus dem Arzneischrank einen Kindheits-Lieblingsspruch, der von meiner Urgroßmutter stammt: „Raus aus dem Bett, die Preußen kommen!“ Eigentlich heißt es zwar „Raus aus Metz“, aber das wusste ich als Kind nicht, wenn ich so von meiner Mutter geweckt wurde. Ich dachte auch immer, bei dem Spruch ginge es gegen die faulen Süddeutschen, die von den anständigen Preußen aus den Federn gescheucht werden. In Wirklichkeit stammt der Satz aus dem „Siebziger Krieg“, gegen Napoléon Bonaparte, der ja auf dem Sterbebett gesagt haben soll „Étiez-vous à Sedan?“. Ich glaube allerdings, dass ihm ein anderer Spruch meiner Urgroßmutter auf den Lippen gelegen haben könnte: "Oh Miese, Mause, Maas, was ich zuvor besaß, oh Mella, Mirra, Mohren, das hab ich nun verloren!"
stefanie - 13. Aug, 10:53
Im
Sparrenblog wurde vor einiger Zeit verkündet, dass sich aus Bielefeld mittels Buchstabenverdrehung leicht LIEBEFELD machen lässt. Das ist natürlich echt spitze! Aus Pillefeld am Wackelpeter wird im Wortumdrehen ein
kleines Kaff in der Schweiz.
Da muss doch mehr drin sein in meiner Heimatstadt, dachte ich und habe diese tollen Buchstabenkunstwerke erfunden:
LEEB FIDEL!
DIEBEFELL!
Und falls sich jemand fragt, was das mit Schwaben zu tun hat: Gucken wir uns doch einfach mal an, was sich aus Stuttgart machen lässt:
GRAUSTTTTT
stefanie - 26. Jul, 14:14