Mittwoch, 25. April 2007

Papst schafft Vorhölle ab - Schwabengulag bleibt!

Im Schatten der breiten Berichterstattung über den rhetorischen Höllenritt des Herrn Oettinger und die zunehmende Fettleibigkeit der Deutschen - beides urschwäbische Themen (als schlanker Nordostdeutscher hätte ich mir gewünscht, Schwaben wäre in der europäischen Dicken-Hitliste als eigenes Land geführt worden!) - ist ein Thema aus der vergangenen Woche nahezu untergegangen: Der Papst hat den Limbus, die Vorhölle, abgeschafft, in der nach bisheriger katholischer Vorstellung die armen ungetauften toten Kinder schmoren mussten.
Zwar musste man sich den Limbus als gemäßigte Hölle ohne Teufel und größere Qualen vorstellen, aber die Nähe Gottes war dort auch nicht zu spüren. Es war ein Ort, an dem quasi eine große Koalition aus Teufel und Engeln herrschte. Im Gegensatz zum Fegefeuer, in dem selbst gläubige Katholiken zum Zwecke der Läuterung und Vorbereitung auf das Paradies eine begrenzte Zeit ausharren müssen, galt der Limbus als ein Ort, aus dem es kein Entrinnen gab.
Als Begründung für die Abwicklung dieses größten Krippenplatzes wurde unter anderem die große Zahl abgetriebener Kinder genannt. Wie sich die Entscheidung des Papstes auf die Entwicklung bei den Abtreibungen auswirken wird und ob die "Taufquote" jetzt sinkt (das ist die betriebswirtschaftlich-protestantische Bezeichnung für den prozentualen Anteil eines Altersjahrgangs, der getauft ist), ist im Moment noch Gegenstand lebhafter Diskussion.
Auch wohin die vielen Kinder, die bisher im Limbus schmorten, verlegt werden, war nirgendwo zu erfahren. Am Ende kommen sie vielleicht alle in den Schwabengulag?

Sonntag, 22. April 2007

Klettern in Schwaben

Donautal
"Es Läbe un es Schterbe - es g´heiert ha´lt t´samme", philosophierte eine schwäbische Tante jüngst bei einer Familienfeier.
Mag sein, dass sie recht hat. Aber zunächst leben wir einmal. Und gehen klettern. Das beschert uns - nach den Erfahrungen der letzten Zeit - weniger Ungemach als ein freizügiges Sonnenbad auf dem eigenen Balkon.
Im Schwabengulag wird gemeinhin die hoffnungslose Lage derjenigen bejammert, die der Arbeit wegen nach Baden-Württemberg emigrieren mussten. Der Fairness halber sei hinzugefügt, dass das Ländle zumindest in puncto Freizeitwert einiges zu bieten hat - für diejenigen, die den Natursport lieben.
Aus diesem Anlass wird sowohl im Schwabengulag als auch im TU-Schneesport-Blog dasselbe Posting veröffentlicht.
Mehr als einen Haken hat die Sache mit dem Klettern dennoch: Aufgrund eines sehr rigiden Naturschutzgesetzes ist das Klettern an Felsen in Baden-Württemberg grundsätzlich verboten. Es gibt allerdings Ausnahmen. Einige Routen im Oberen Donautal sind frei gegeben. Dort waren Stefanie, Oberskilehrer-Anwärter Pedro und ich jüngst unterwegs.

Dienstag, 17. April 2007

Im Test: Balkonien, St. Petersburg und Ludwigsburg

Mein Mitbewohner und seine Freundin haben selbstverständlich auch schon ihre Erfahrungen mit gebotenem und natürlich besonders mit verbotenem Verhalten machen dürfen. In Sachen K-Frage bilden Dietmar und ich ja ohnehin eine Schicksalsgemeinschaft. Überhaupt geht’s nach schwäbischem Maßstab in unserer WG anscheinend lotteriger zu als anno dazumal in Kommune 1. Jüngst erreichte Dietmar eine „anonyme Beschwerde“ – vermittelt über unsere geschätzte Hausgenossin. Der Name tut nichts zur Sache, aber dass sich seine Freundin Ianara nackig oder zumindest leicht bekleidet auf dem Balkon aufhalte, stelle ohne jede Frage Erregung öffentlichen Ärgernisses dar. Mal abgesehen davon, dass dies doch eine ziemlich uncharmante und beim Aussehen der Betreffenden auch unpassende Rückmeldung ist, rätseln wir drei seither, wer sich da den Hals verrenkt um sich über Privates öffentlich zu ärgern. Leicht einzusehen ist unser Balkon nämlich eigentlich nicht. Quasi anonym – dachten wir bislang.

Der klimafreundliche Urlaub auf Balkonien wird so natürlich nicht gerade gefördert. Dietmar und Ianara bestiegen jedenfalls flux ein Flugzeug, um nach St. Petersburg zu reisen. Im Ostblock erhofften sie sich die große Freiheit – da ist ja auch der Umgang mit Nackigkeit traditionell legerer. Doch auch in der Zarenstadt hagelte es Verbote – insbesondere im historischen Zentrum, der Peter-und-Paul-Festung.

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Wie das kommt? Ein Blick in die Geschichte klärt auf. Zar Paul ehelichte nämlich 1776 die Prinzessin Sophia Dorothea Augusta Luisa von Württemberg. Da liegt der Schwaab begraben!

Es gibt aber noch mehr Parallelen zwischen hüben und drüben. Mein Mitbewohner hatte nämlich noch einen Tipp für Leute, die nicht gern in die Ferne fliegen. Das schwäbische Ludwigsburg ist – ebenso wie St. Petersburg – eine künstlich angelegte Stadt und sieht eigentlich recht ähnlich aus. Weil man die Schwaben ja ohnehin überall wieder trifft, kann man also gleich im Ländle bleiben!

Montag, 16. April 2007

Furchtbarer Ministerpräsident

FurchtbarerMinisterpraesidentDer neuen Woche einen frischen Gruß - und dem Herrn Öttinger einen "Herzlichen Dank!"
Es ist gut, dass der Herr Ministerpräsident einmal für Klarheit in einer Sache gesorgt hat. Oft werde ich gefragt: "Schwabengulag - Hmm, hört sich krass an. Ist es da im Ländle wirklich so schlimm?" Diese Frage wird wohl nicht mehr so oft kommen.
Nicht, dass es anderswo nicht auch alte oder neue Nazis gäbe. Auch gibt es anderswo Verharmloser, Auschwitz-Leugner oder irrlichternde Kleingeister zuhauf.
Dass Einer allerdings so einen kompletten Unsinn erzählt wie der Herr Öttinger und sich angesichts der aufbrausenden massiven Kritik zunächst taub stellt und erst nach Tagen mit einer "Entschuldigung" rausrückt, die keine ist und in der der gleiche Quatsch - Filbinger sei ein Gegner der Nazis gewesen - noch einmal wiederholt wird, das wäre anderswo so wohl nicht gelaufen.
Schließlich muss der Herr Ministerpräsident in der beginnenden Woche einige öffentliche Termine wahrnehmen. Unvorstellbar, dass etwa ein Regierender Bürgermeister von Berlin nach derartigen Entgleisungen irgendwo ungestört sprechen könnte.
Nicht so im Gulag. Also auch dem Herrn Öttinger eine schöne Woche!

Donnerstag, 12. April 2007

Elvis Memorial Run (formerly known as Paderborner Osterlauf)

Elvis zu Ehren bin ich an seinem Todestag auf der 10 Kilometer Distanz beim 61. Osterlauf in Paderborn gestartet. Birgit wird vermutlich wieder kritisch anmerken, dass hier Westfalen und Schwaben unzulässig vermengt werden. Deswegen ein kleiner Exkurs zu den Ähnlichkeiten beider Landstriche:

Auf der Alb heißt es ja, die CDU könne einen schwarzen Ziegenbock aufstellen, die Leid täten ihn wählen. Das wäre im erzkatholischen Paderborn auch nicht anders! Und selbst Bielefeld ist momentan CDU-regiert und hat die Chance verpasst, wie eine richtige Großstadt einen schwulen Bürgermeister zu kriegen, weil die Studenten am Wahltag lieber ausgeschlafen haben.

Die Schwaben gelten als knauserig, aber über die Ostwestfalen werden sich Anekdoten erzählt, neben denen die Häuslebauer wie verschwenderische Bonvivants dastehen.
Auch bei der K-Frage gibt es Parallelen: Als ich meiner Mutter berichtete, dass meine Kehrwoche auch ein Fegen der Gosse beinhaltet – die städtischen Kehrmaschinen sind halt zu schluderig – wusste sie mich sogleich zu trösten: Als sie vor nun fast dreißig Jahren Neubürgerin im Landkreis Lippe war, musste sie sich von einem Nachbarn telefonisch auf den unhaltbaren Zustand ihrer Gosse hinweisen lassen.

Das Motto des Osterlaufs lautete übrigens „Paderborn überzeugt“. Naja, mich leider nicht. Mein Mitläufer Jens (nicht zu verwechseln mit Jens_ausm_Norden!) hatte noch am Vorabend die Segel gestrichen und sich ein theatralisches Humpeln zugelegt. Also musste ich allein gen Paderborn fahren – im strömenden Regen. Auf dem Parkplatz angekommen, suchte ich erstmal meine Siebensachen zusammen, um den „Shuttlebus“ zu besteigen, der mich an den Start bringen sollte. In dem Moment offenbarte ein Blick aus dem Seitenfenster eine schockierende Szenerie: Mein armer Ka wurde von einer fremden Frau angepinkelt. „Jetzt gehen sie aber wirklich zu weit, diese Klimaschützer“, dachte ich und stieg erbost aus dem Wagen. Es stellte sich dann heraus, dass das Bächlein unpolitisch zu deuten war. Die Läuferin beteuerte, sie hätte auch ein anderes Auto angepisst, wenn sie gewusst hätte, dass ich noch drin sitze. Ich dachte kurz darüber nach, ihr eine der fehlenden Radkappen in die Schuhe zu schieben. Aber immerhin hatte der Regen aufgehört meine Laune besserte sich entsprechend. Also rein in den Shuttlebus.

Ab dann begann die logistische Meisterleistung: Bei einer maximalen Wartezeit von 15 Minuten und einer guten Viertelstunde Busfahrt ließen sich nämlich „total bequem“ Start und Anmeldung erreichen. Wenn man die Größe von Paderborn bedenkt, ist ein solcher Transfer eine echte Herausforderung!

Endlich angekommen, hatte ich vor dem Start noch wichtige Aufgaben zu erfüllen, z.B. für den humpelnden Jens einen Zeitmessungschip zurückzugeben und 25 Euro Pfand einzusacken. Hoffnungsfroh wandte ich mich ans „Troubleshooting-Desk“. Hier war Geduld gefragt. „Das geht erst nach dem Lauf an der Kasse!“ war nämlich die erste Antwort. Schüchtern fragte ich nach, wo denn diese Kasse zu finden sei. „Draußen!“ herrschte Mrs. Wolf zurück. Zum Glück saß außer der Klimakteriumsschabracke noch eine andere Troubleshooterin am Desk, die ein Herz für kneifende Männer hatte. Um 25 Euro reicher konnte ich froh gestimmt durchstarten. Überzeugend war dann auch der Zieleinlauf bei 53.20! Auf das Freibier musste ich leider verzichten, das gab es dann abends beim Jens. Der will sich bald wieder für einen 10-Kilometer Lauf anmelden – macht ja eigentlich auch Spaß!

Samstag, 7. April 2007

Rest in Peace

ELVIS2

Heute jährt sich der Todestag von Elvis, meinem Siam-Kater. Elvis passt gut in den Schwabengulag. Er ist mit mir nach Süddeutschland gezogen. Ihm hat es dort sehr gut gefallen. Er hat sich sofort in meine Familie integriert und kam auch mit dem schwäbischen Tierarzt gut aus. Den letzten Termin musste ich absagen, weil Elvis gestorben war. Die Sprechstundenhilfe war bestürzt: "Der Arme, aber warum denn?" Diese Reaktion amüsierte mich fast, schließlich hatte Elvis mit 19 Jahren ein biblisches Alter erreicht und hatte in den letzten Jahren einen schweren Leberschaden und Herzprobleme gehabt. Ich erwiderte, dass ich es selbstredend auch sehr traurig fände, aber auch erleichtert sei, dass ich mein Katzentier nicht habe einschläfern lassen müssen. "Frau Gaiser, dovor braucht ma aber koi Angscht han. Des isch a ganz ethische Angelegenheit." Ich stimmte ihr zu, im Grunde bin ich mir über mein verzärteltes Verhältnis zu Tieren wohl bewußt, und erzählte ihr, dass ich erst jüngst gelesen hatte, dass Haustiere in Europa schonender eingeschläfert, als Todeskandidaten in den USA hingerichtet werden. Bei dem Thema war die Sprechstundenhilfe wiederum weniger mitleidig: "Aber mol ehrlich, die sind doch au it für umsonscht Todeskandidaten.

Freitag, 6. April 2007

Faschtenzeit

Mehr noch als Weihnachten ist Ostern das Fest, das urschwäbische Tugenden – oder Untugenden, je nach Sichtweise – zutage fördert. Mit seiner Gemengelage aus katholischem Brimborium und protestantischer Verzichtsethik trifft der Osterkult den Nerv der Schwaben – und spiegelt so auch die religiöse Zerrissenheit des Schwabenlandes mit seinen eng beieinander liegenden katholischen und evangelischen Sprengseln ganz gut wider (um noch einmal auf den gestrigen Post zurück zu kommen: eine wichtige Voraussetzung für das Papstamt brachte Herr Filbinger – neben seiner Mitgliedschaft in einer NS-Organisation in der Jugend – immerhin mit: er war katholisch!).
Nahezu alle Aspekte des Schwabentums finden sich im Osterfest: Vom Autofasten als einer modernen Adaption war in den letzten Tagen bereits zu hören; aber auch das Erben (über dieses Thema wird an dieser Stelle in näherer Zukunft gesondert zu sprechen sein) kommt vor, denn unzweifelhaft hatte der Tod des Herrn Jesus auch materielle Folgen; Bausparverträge – der Herr Jesus war Zimmermann! Sparsamkeit: er verzichtete beim Transport des Kreuzes auf mechanische Hilfsmittel. Vereinzelt ist sogar die Meinung zu hören, dass der Begriff „Kehrwoche“ sprachlich aus der Karwoche hergeleitet werden kann.
Womit das Zentrum des Osterkults angesprochen wäre: Die Leiden des Herrn Jesus und die Folgen, die die Gläubigen daraus ableiten. An erster Stelle ist der Verzicht zu nennen, der sich im Fasten äußert. 40 Tage dauert die Fastenzeit (wobei ich beim genauen Nachzählen auf ein paar Tage mehr gekommen bin). Sie beginnt am Aschermittwoch und dauert bis Ostern. Nach Eingeständnis der Kirche bereiten sich die Gläubigen damit auf die Auferstehung des Herrn Jesus von den Toten vor – ein Ereignis, das sich mit vollem Magen offenbar schwer ertragen lässt.
Verboten sind in dieser Zeit vor allem Fleisch und Wein. Eine Mahlzeit am Tag ist immerhin erlaubt, wobei der Sonntag eine Ausnahme bildet. Dann darf gevöllt werden. Nach modernerer Lesart sind nur noch der Aschermittwoch und der Karfreitag strenge Fasttage.
Die Schwaben – Cleverles von jeher – hatten allerdings schon früher ihre Strategien im Umgang mit religiösem Fundamentalismus entwickelt: Die Erfindung der Maultasche ist eine Antwort auf allzu rigide Verbote: Schließlich sieht der Herrgott (und selbsternannte irdische Erfüllungsgehilfen) nicht, dass sich innen eine Fleischfüllung befindet. Eine weitere Regel besagt, dass Speisereste, die sich zu Beginn der Fastenzeit noch in Zahnritzen befinden, hinterher runtergeschluckt werden dürfen. Das ist nicht ganz im Sinne moderner Vorstellungen von Mundhygiene – doch Hauptsache, man weiß sich zu helfen, gell?

Donnerstag, 5. April 2007

Furchtbarer Jurist

Hans Filbinger ist tot, ein paar Tage schon und der Nachruf im Schwabengulag steht noch aus. Schließlich war er nicht nur ein furchtbarer Jurist, sondern auch ein sehr populärer Vorgänger von unserem Herrn Öttinger. Mit dem Slogan "Freiheit statt Sozialismus" holte er in den Wahlen wiederholt die absolute Mehrheit. Ba-Wü mauserte sich unter seiner Regentschaft zum Musterländle der Republik. Nur mit dem Gedächtnis hatte er so seine Schwierigkeiten...

Meine Mutter erzählte nach seinem Rücktritt 1978 gerne diesen Witz: Filbinger möchte nach Ende seiner politischen Karriere - sozusagen als Krönung seines Lebenswerks - Papst werden. Seine Berater sind entsetzt: "Aber Herr Filbinger, Sie sind nicht Theologe, sondern Jurist und im Übrigen seit über 30 Jahren verheiratet und haben 5 Kinder!" Darauf erwidert Filbinger, "Stimmt, das hab ich glatt vergessen."

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